«Da sind ja noch Beine dran!» – Nationalrätin Meret Schneider erzählt, wie ihr Bewusstsein für tierethische Fragen geschärft wurde: Am Güggelistand gelingt die Trennung zwischen dem süssen, gackernden Huhn im Vorgarten und dem Poulet auf dem Teller plötzlich nicht mehr. Sie realisiert: Das Lebensmittel war ein Lebewesen. Im Gespräch mit Philosophieprofessor Markus Wild analysiert Meret Schneider die Konsequenzen dieser Einsicht. Beide stellen klare Forderungen nach Veränderungen im Verhältnis zwischen Mensch und Tier.
Ebenso klare Worte zum Thema findet der Pfarrer Christoph Ammann, bis 2021 Co-Präsident der Neuen Wege. Insbesondere das gleichgültig wirkende Schweigen der Kirchen im Hinblick auf das menschenverursachte Tierleid versteht der Ethiker nicht. Das theologische Sprechen von der schützenswerten Schöpfung ist auch für Theologin Simone Horstmann eher eine Alibiübung: Es tröstet nicht über die Tatsache hinweg, dass das christliche Gebot der Gewaltfreiheit in Schlachthöfen alles andere als Erfüllung findet. Eine christliche Haltung, die sich gegen diese Gewalt nicht engagiert, findet Horstmann wenig überzeugend. Der Kern des Problems sieht sie im Anthropozentrismus: Der Mensch sieht sich als Mittelpunkt allen Geschehens. Reingard Spannring und Gabriela Kompatscher untersuchen Ursachen und Auswirkungen dieser Haltung in der Forschungsrichtung der Human-Animal Studies und stellen diese im Heft vor.
Kritischer Befrager des Verhältnisses zwischen Mensch und Tier war auch Kurt Marti. Die Schriftstellerin Felicitas Hoppe würdigte sein Schaffen in einer Kanzelrede zu seinem 100. Geburtstag. Die Rede findet sich in voller Länge im Heft. In einer Erzählung lässt Kurt Marti den heiligen Franziskus zu Tieren predigen. Überraschend muss der Tierfreund aber erkennen: Die Tiere haben ihre ganz eigene theologische Interpretation der frohen Botschaft.
Lassen auch Sie sich überraschen!
Inhalt
Dekreativ werden
Simone Horstmann
… und die Kirchen schweigen
Christoph Ammann
Lebensmittel oder Lebewesen
Neue Wege-Gespräch von Geneva Moser mit Markus Wild und Meret Schneider
Anstoss: Die Medizin hat mehr als ein Geschlecht
Marilyn Umurungi
Hands off! Pfoten weg!
Reingard Spannring und Gabriela Kompatscher
Lesen: Atomwaffen zu Pflugscharen
Esther Gisler Fischer
In eigener Sache: Neuer Vorstand
Redaktion
Impuls: Mit uns die Tiere
Felicitas Hoppe
Gefühlsduselei: Mein Geld ist auch dein Geld ist auch mein Geld …
Geneva Moser
Nadelöhr
Matthias Hui
Bestellung (Einzelheft, 36 Seiten, CHF 10.-):
Administration Neue Wege
Postfach 1074
8048 Zürich
Tel. 044 447 40 46
info@neuewege.ch