Neue Wege 4.19: (Post)koloniale Verflechtungen

Redaktion Neue Wege, 25. März 2019

Die Nummer 4.19 der Zeitschrift Neue Wege ist dem Schwerpunkt «(Post)koloniale Verflechtungen» gewidmet. 

Die Auseinandersetzung mit den kolonialen Verflechtungen der Schweiz verläuft stockend: Einerseits wird Kritik an kolonialer Bildsprache als «political correctness» abgetan, und rassistische Wörter oder Kulturgüter werden als «Tradition» und «Kunst» unantastbar gemacht. Die Überzeugung, Kolonialismus hätte mit der Schweiz nichts zu tun – sie war ja keine Kolonialmacht – , hält sich hartnäckig. Andererseits regen zahlreiche Publikationen und engagierte AkteurInnen zu selbstkritischen Reflexionen von Geschichte, Folgen und neuen Formen von Kolonialismus an. Die neuste Ausgabe der Zeitschrift Widerspruchbeispielsweise thematisiert Postkoloniale Verstrickungen der globalen Schweiz ausführlich. 

Die Neuen Wege haben nicht den Anspruch, hier völlig Neues oder Umfassendes zu liefern. In der Nummer 4.19 finden sich unterschiedliche Perspektiven mit einem gemeinsamen Nenner: Das Präfix «post» in «postkolonial» ist Analyseinstrument und Vision. «Post» steht nicht dafür, dass die Aus­wir­kun­gen des Kolonialismus durch das Ende der Kolonien überwunden seien. 

Katharina Steinegger von Cooperaxion und Wirtschaftshistorikerin Andrea Franc beispielsweise debattieren darüber, wie die ökono­mi­sche, mili­tä­ri­sche und poli­ti­sche Kolo­ni­sie­rung ausser­eu­ro­päi­scher Gesell­schaf­ten als politische Prozesse bis heute wirken.
Das «post» stellt die Frage nach der Zukunftspraxis: Welche neuen Wege kann die postmigrantische Schweiz gehen? So fragt beispielsweise Kijan Espahangizivom INES, dem Institut neue Schweiz.  

Die Nummer 4.19 der Neuen Wege nimmt insbesondere das Verhältnis von Kirche(n) und Religione(n) und Kolonialisierung in den Blick. Die Kolonialisierung der aussereuropäischen Welt und deren Missionierung verliefen nicht unabhängig voneinander: Für die Mission war der politische Imperialismus nützlich zur Verbreitung des Christentums. Staatliche Akteure versprachen sich von der Mission eine Ausdehnung und Etablierung ihrer Herrschaft. Silvia Regina de Lima Silva, Direktorin des DEI (ökumenisches Forschungsinstitut) in Costa Rica und Sebastian Pittl, Leiter des Forschungsbereiches Interkulturelle Theologie am Institut für Weltkirche und Mission in Frankfurt am Main, fragen in ihren Beiträgen: Wie lässt sich Theologie dekolonisieren? Und: Was ist (weiter) zu tun für ein verändertes, befreiendes Missionsverständnis? 

 

Inhalt

Neue Wege-Gespräch mit Katharina Steinegge und Andrea Franc
Nicht Schwarz-Weiss?

Sebastian Pittl
Globalisierung der Hoffnung

Silvia Regina de Silva Lima
Ein neuer Rahmen für die Mission

Kijan Espahangizi
Postmigrantische Perspektiven

Wilson Rehmat
Migrationsvordergrund

Marilyn Umurungi & Jovita dos Santos Pinto
«Bla*Sh präsentiert 2.0»

Iren Meier
Anstoss! Zerbrochen ganz

Roman Berger
Lesen: Ein amerikanischer Dissident

Geneva Moser
Gefühlsduselei: Melancholische Migrantin

Matthias Hui
Nadelöhr: Solidarität in Haft

 

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