Die WOZ hat die vielen alternativen Blätter wie Tell, Leserzeitung oder focus überlebt. Warum?
Darauf antwortet Howald: «Für die WOZ-MacherInnen war von Anfang an klar: Ihre Zeitung wird ein professionelles Blatt werden.» Res Strehle, der in einem grossbürgerlichen Milieu am Zürichberg aufgewachsen ist und als Mitbegründer der WOZ die linke Zeitung wesentlich geprägt hat, forderte noch mehr: Die WOZ müsse eine «hochklassige Zeitung für eine Elite, eine NZZ für die Linke sein». Howald vermutet aber, dass die WOZ mit Strehles «radikaler De-Luxe-Variante» wohl nicht bis heute überlebt hätte.
Links und bündig: Eine alternative Mediengeschichte verspricht Stefan Howalds Buch. Die WOZ-Geschichte, so glauben solidarisch-kritische Stimmen, hätte ruhig etwas frecher und kontroverser erzählt werden können. Das 350 Seiten starke Buch ist aber sicher ein seriöses Nachschlagewerk. So erfährt man, dass eine LeserInnenumfrage im Jahr 2010 verblüffende Resultate erbracht hatte: Rund ein Viertel der WOZ-LeserInnen verdiente damals mehr als 10 000 Franken pro Monat.
Das Überleben der WOZ zeigt: Das Kollektiv und das Projekt einer linken Zeitung waren stärker als die immer wiederkehrenden Krisen. Und die Schweiz hat eine alternative Perspektive in einer zunehmend gleichförmigen Medienlandschaft dringend notwendig.