Neue Wege 3.24 Eritrea transnational

Redaktion Neue Wege, 19. April 2024
Neue Wege 3.24

In der Schweiz leben Zehntausende Menschen mit eritreischem Hintergrund. Die einen sind schon lange hier. Die anderen haben in jüngerer Zeit enorme Risiken auf sich genommen, um aus ihrer diktatorisch regierten Heimat nach Europa zu flüchten. Sie alle prägen die Gegenwart der schweizerischen Gesellschaft mit. 

Drei Jahrzehnte nach der Unabhängigkeit ist Eritrea eine Diktatur mit langem, repressivem Arm auch in die weltweite Diaspora. Das Regime genauso wie die Menschen, die aus Eritrea geflüchtet sind und jene, die Widerstand gegen die Menschenrechtsverletzungen entwickeln, handeln in einem transnationalen Raum.

Nachdem in den letzten Monaten im Kontext von sogenannten eritreischen Kulturfestivals in den Medien zunehmend Berichte von gewaltvollen Protesten aufflackerten – oft ohne jede Vertiefung zur politischen Situation Eritreas und zu den Hintergründen der Auseinandersetzungen –, wollten die Neuen Wege es genauer wissen: Wie blicken Eritreer*innen auf diese Proteste, auf ihr Herkunftsland, auf die Schweiz als ihren Lebensort, und was beschäftigt sie?

Für die aktuelle Ausgabe hat die Redaktion viel recherchiert und dabei einen Teil der Schweiz kennengelernt. Menschen mit eritreischem Hintergrund haben den Neuen Wegen ihre Geschichte erzählt. Es sind Geschichten von Flucht, Überlebensfähigkeit, Widerstand. Es sind Geschichten von Rassismuserfahrungen, asylpolitischer Ausgrenzung, aber auch vom Angekommensein in einer neuen Heimat. Es sind Geschichten des fortgesetzten Leidens unter einem brutalen Regime, das als grosses Befreiungsversprechen seinen Anfang nahm. Es sind Geschichten aus einer vielfältigen Diaspora und oft völlig verkannten Community.

In den Neuen Wegen kommen zahlreiche Menschen mit eritreischem Hintergrund und ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Perspektiven direkt zu Wort. Hintergrundinformationen liefert Nicole Hirt, eine der ganz wenigen Wissenschaftlerinnen im deutschsprachigen Raum, die sich mit dem politischen System Eritreas, mit seiner Diaspora und mit der transnationalen Repression des eritreischen Regimes beschäftigen. Reflexionen der Dichterin und Journalistin Yirgalem Fisseha Mebrahtu, die die Repression des Regimes selbst erfahren hat und heute in Deutschland im Exil lebt, sind auf Deutsch und Tigrinya zu lesen. Bilder des eritreischen Künstlers Ermias Ekube, der in Schweden lebt, zeigen in Porträts ebenfalls ein transnationales Eritrea.  

 

Inhalt

Die neue Schweiz ist auch eritreisch
Geneva Moser und Matthias Hui

Zerrissene Nation – zerrissene Diaspora
Nicole Hirt
 
“ስለምንታይ ተኣሲርኪ?” Warum wurden Sie verhaftet?
Yirgalem Fisseha Mebrahtu

«Unsere Kinder sind Teil der Zukunft der Schweiz»
Neue Wege-Gespräch mit Okbaab Tesfamariam

Bilder: Erinnerungen verändern
Ermias Ekube

Judith Giovannelli-Blocher: eine Erinnerung
Ueli Mäder

Anstoss: Dem Einen so nah
Iren Meier

Zur Weltenlage: Solidarische Altersvorsorge – zweite Säule für alle
Beat Ringger

Gefühlsduselei: «Werden sie uns mit FlixBus deportieren?»
Geneva Moser

Lesen: Können wir Fortschritt?
Andreas Mauz

Nadelöhr: Liebe NZZ, es geht nicht mehr.
Matthias Hui

 

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