Neue Wege 2.25 Uffrur 1525 | 2025

Redaktion Neue Wege, 3. März 2025
Neue Wege 2.25

1525 kam es in weiten Teilen des heutigen Deutschlands und der Schweiz zu nie dagewesenem Aufruhr. Angestachelt von der reformatorischen Botschaft der Freiheit lehnten sich viele Menschen gegen unterdrückerische Herrschaft auf, gerade auch gegen die kirchliche. Als Bezeichnung der revolutionären Aufstände setzte sich «Bauernkrieg» durch. Die Quellen sprechen aber oft von «Uffruhr». Die Ausgabe 2.25 der Zeitschrift Neue Wege nimmt diese Bezeichnung auf und widmet sich unter dem Titel Uffrur 1525 | 2025 diesen historisch herausragenden Ereignissen.

1925 schrieb Leonhard Ragaz in den Neuen Wegen: «Das Jahr 1525 ist von gewaltiger und zugleich tragischer Bedeutung für die Geschichte Europas, die Geschichte des Christentums, die Geschichte des Reiches Gottes.» Spätere Historiker*innen bestätigten diese Einschätzung von Ragaz. Stärker berührten sich in der europäischen Geschichte befreiende biblische Botschaft und radikale gesellschaftliche Transformation nie.

2025 beleuchten in diesem Heft Wissenschaftler*innen den Bauernkrieg unterschiedlich. Als bahnbrechendes Medienereignis, wie ihn der Spezialist für Reformationsgeschichte Thomas Kaufmann beschreibt. Oder als Revolution der «gemeinen» Leute, die autoritäre Herrschaftsstrukturen überwinden und den Gemeingeist ins Zentrum stellen wollen, wie es Redaktionsmitglied und Philosoph Beat Dietschy tut. Aus sozialgeschichtlicher Perspektive, die unter anderem endlich auch Frauen sichtbar macht, wie sie die Sozialhistorikerin Janine Maegraith einbringt. Oder mit einem theologischen Fokus auf die umstrittene Figur Thomas Müntzer vom Reformations- und Täuferhistoriker Hans-Jürgen Goertz. Kurt Seifert und Matthias Hui von der Neue Wege-Redaktion kommen dem Bauernkrieg vor Ort auf die Spur – mit einer Reportage aus dem Osten Deutschlands. Aber nicht nur Perspektiven auf die Vergangenheit werden darin erkundet, sondern auch die Gegenwart von Regionen, in denen die AfD zwischen 35 und 50 Prozent Wähler*innenanteil hat.

Mit Peter Kamber und Andrew Drummond schlagen zwei Historiker, die auch Romane schreiben, einen Bogen von 1525 in die Gegenwart. Und auch die linke Aktivistin Liou Panther und die Spezialistin für täuferische Geschichte Astrid von Schlachta machen sich Gedanken, was von 1525 heute relevant ist.

Uffrur soll in Zeiten wie unseren kein Begriff der Vergangenheit sein. In der Beschäftigung mit dem Jahr 1525 stellen sich Fragen, die aktuell relevant sind: Wie gelingt gemeinschaftliches, kollaboratives Handeln? Wie kann autoritäre Macht demokratisch und gewaltfrei überwunden werden? Wie werden Ressourcen geschützt und zu «Commons» – zum Nutzen und Wohl aller?

Inhalt

Die Revolution der Gemeinen
Beat Dietschy

1525 | 2025
Peter Kamber
Liou Panther
Astrid von Schlachta
Andrew Drummond

«Die Bauern wollten nicht den Krieg»
Neue Wege-Gespräch mit Janine Maegraith und Thomas Kaufmann

Spuren des Aufruhrs
Matthias Hui und Kurt Seifert

Thomas Müntzer − ein «williger Botenläufer Gottes»
Hans-Jürgen Goertz

Bilder: Bauernkriegsdioramen
Doug Miller


Anstoss: Siesta, Siesta!
Ozan Zakariya Keskinkılıç

Weltenlage: Klima-Menetekel? Ein Gespräch
Luzia Sutter Rehmann und Christoph Rehmann-Sutter

Von irdischer und himmlischer Sexualität
Luana Hauenstein

Lesen: Medien in Zeiten der Revolution
Kurt Seifert

Lesen: Bauernkrieg als reformatorische Sternstunde
Matthias Hui

Gefühlsduselei: Murali und Mugunthan
Geneva Moser

Nadelöhr: Taktlos
Matthias Hui

Texte zwischen Trümmern und Träumen
Gedichte von Jacqueline Keune

In eigener Sache: Verabschiedung von Esther Gisler Fischer


Erwägungen 1/2025: Tomatensklaverei in Süditalien


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